“Private Equity ist so etabliert, dass es auch unter schwierigen Bedingungen attraktiv ist“
Von „Business as usual“ in den Vorsichtsmodus, aber keine Vollbremsung am M&A-Markt – so lassen sich jedenfalls die Ergebnisse des jüngsten FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitors deuten. Das Fachmagazin befragt zusammen mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) regelmäßig anonym die Investment Manager mittelständischer Private-Equity-Häuser, unter anderem auch über die Stimmung am M&A-Markt. Lediglich sechs Prozent der im Rahmen des Midmarket-Monitors Befragten haben aktuell Schwierigkeiten, Unternehmen zu kaufen oder zu verkaufen – ein überraschend niedriger Wert, auch wenn einschränkend erwähnt werden muss, dass die Umfrage bereits in der zweiten Maihälfte stattfand und sich die Nachrichten, zum Beispiel über die Inflation und die konjunkturellen Aussichten, seither weiter eingetrübt haben.
„Inzwischen ist Private Equity in Deutschland so etabliert, dass es auch unter schwierigeren Bedingungen interessante Beteiligungsmöglichkeiten gibt“, erklärt dazu Torsten Grede, Vorstandssprecher der Deutschen Beteiligungs AG, und fügt für die DBAG hinzu: „Unser Dealflow, insbesondere der selbst geschaffene, ist nach wie vor zufriedenstellend, auch wenn sich die Rahmenbedingungen ganz ohne Frage verschlechtert haben. Zu der Unsicherheit durch die Störungen in Folge des Krieges kommt nun die Zinswende durch die Zentralbanken – es ist noch nicht absehbar, wie stark die Banken bremsen werden.“
Ihren aktuellen Dealflow – zur Erinnerung: Die Umfrage fand in der zweiten Maihälfte statt – bewerten die Investment Manager auf einer Skala von 1 bis 10 mit 5,65, wobei 10 für einen starken Dealflow steht. Das ist gemessen am Mehrjahresdurchschnittswert von 5,47 überdurchschnittlich hoch, mit Blick auf die vergangenen zwei Umfragen im Sommer und Winter 2021 allerdings rückläufig. Im Sommer 2021 schätzten die Private-Equity-Investoren den Dealflow mit 6,07 ein, im Winter 2021 lag er sogar bei 6,43 und markierte damals ein Allzeithoch. Speziell in der zweiten Jahreshälfte 2021 kamen Nachholeffekte am M&A-Markt zum Tragen, die seit Anfang dieses Jahres aber größtenteils ausgelaufen sein dürften.
Unverändert starke Konkurrenz
Auch wenn aktuell große Unsicherheit herrscht – einiges ist immer noch beim Alten. Wer sein Portfoliounternehmen derzeit veräußern will, trifft am M&A-Markt auf einen harten Konkurrenzkampf. Den größten Wettbewerb um attraktive Targets verspüren die Finanzinvestoren mit ihresgleichen: Die Konkurrenz unter Private-Equity-Investoren bewerteten die befragten Investment Manager auf einer Skala von 1 bis 10 mit 8,03, wobei 10 für einen hohen Konkurrenzdruck steht. Damit erreicht der gefühlte Wettbewerbsdruck im Private-Equity-Lager um gute Assets seit vier Umfragen in Folge hohe Werte über 8. Eine immer kleinere Rolle bei (strukturierten) M&A-Prozessen spielt aus Sicht der befragten Investoren hingegen das Lager der Strategen. Verglichen mit Unternehmen empfinden die Private-Equity-Manager ihre eigene Stärke seit dem Beginn der Umfrage im Herbst 2015 als stetig steigend. Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt der Wert in der aktuellen Umfrage bei 6,52, wobei 10 für eine klare Überlegenheit der Private-Equity-Häuser steht. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Auswertung im Jahr 2015.
Family Offices machen Private-Equity-Häusern zu schaffen
Anders sieht es hingegen aus, wenn man das Konkurrenzfeld der Finanzinvestoren noch einmal genauer unter die Lupe nimmt. 84 Prozent der Befragten geben an, dass die Vermögensverwalter von Unternehmerfamilien Private Equity am meisten Konkurrenz machen. Noch nie seit Beginn der Auswertung Ende 2015 bewerteten so viele der befragten Finanzinvestoren Family Offices als ernstzunehmende Konkurrenz.
Danach folgen Industrieholdings, sie machen 58 Prozent der befragten Manager zu schaffen. Stiftungen sind für lediglich 3 Prozent der Investment Manager eine große Konkurrenz. 10 Prozent der befragten Finanzinvestoren sehen in sonstigen Finanzinvestoren wie zum Beispiel Pensionsfonds eine große Konkurrenz.