Lieferketten sind verwundbar
Der Ausbruch der Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Auch an der Private-Equity-Branche gingen die Auswirkungen nicht spurlos vorbei. Zuerst lähmte die weltweite Unsicherheit die Bereitschaft für Beteiligungen und machte langfristige Prognosen für Investments beinahe unmöglich. Nun werden die PE-Manager von den Corona-Nachwirkungen gepiesackt: Gerissene Lieferketten und steigende Preise – vulgo: Inflation. Die vergangenen 24 Monate haben aber auch gezeigt, dass die Private-Equity-Gesellschaften mit den externen Einflüssen gut umgehen konnten und entsprechende Anpassungen vorgenommen haben.
Inflation bereitet wenig Kopfzerbrechen
Zweimal jährlich befragen wir gemeinsam mit dem Finanzmagazin Finance rund 50 Private-Equity-Professionals aus Deutschland nach ihrer Markteinschätzung. In den vergangenen Wochen haben wir nach der Einschätzung zu den Auswirkungen der zuletzt dynamischen Inflation gefragt: Die Preissteigerungen sorgen bei den Managern für wenig Aufregung – zumindest kurz- und mittelfristig. Lediglich neun Prozent der Befragten sprechen von „großen Sorgen“. 61 Prozent machen sich „leichte Sorgen“ und immerhin fast ein Drittel (30 Prozent) ist mit Blick auf „Inflation“ sorgenfrei.
Lieferketten sind verwundbar
Während die Inflation die Professionals also eher wenig beunruhigt, sind die Probleme mit den Lieferketten deutlich präsenter. Mit der Havarie des Containerfrachters „Ever Given“ im Suez-Kanal geriet die Verwundbarkeit der internationalen Lieferketten im März 2021 erstmalig prominent in den öffentlichen Fokus. Seitdem hat sich die Lage nicht verbessert – eher im Gegenteil. So verwundert es nicht weiter, dass Probleme mit Lieferketten bei den Teilnehmern der Befragung den Spitzenplatz einnehmen (siehe Grafik). Knapp ein Drittel der Professionals sieht hier die größten Probleme – mit weitem Abstand. An zweiter Stelle im Ranking der Sorgen der Private-Equity-Experten rangiert der Margendruck auf die Portfoliounternehmen aufgrund der ansteigenden Einstandspreise. Ein Drittel der Befragten macht sich hier immerhin noch „große Sorgen“ – aber nur für 22 Prozent ist es Anlass für „größte Sorgen“.
Inflation beschleunigt bestehende Trends
Steigende Preise bedeuten im zweiten Schritt dann auch meistens steigende Löhne – und damit noch einmal höhere Kosten. Dieses Problem macht 30 Prozent der Befragten „leichte Sorgen“ und lediglich 17 Prozent „größte Sorgen“. Steigende Zinsen und damit dann auch steigende Finanzierungskosten sehen die wenigsten Manager als ein akutes Problem. Für lediglich 15 Prozent ist dies ein Grund für „größte Sorgen“ und 48 Prozent machen sich deswegen „kaum oder keine Sorgen“.
Aber wie sehen nun die Reaktionen aus? Die Inflationssorgen bei den Managern der Private-Equity-Gesellschaften beschleunigen Trends, die es im Prinzip vorher schon gab: Bei zukünftigen Investitionen werden zyklische Branchen stärker gemieden. Auf diese Weise soll die Anfälligkeit für Konjunkturentwicklungen des Portfolios verringert werden. Fast die Hälfte der Befragten gab an, diese Strategie weiter fortzusetzen und zu intensivieren. Ein ähnliches Tool nutzen Investoren mit sogenannten „Asset light“-Investments – in erster Linie im Bereich der Dienstleistungsbranche. Auch hier besteht das primäre Ziel darin, sich von Konjunkturzyklen unabhängiger zu machen. Die sich abzeichnenden Preissteigerungen wollen viele Häuser damit umgehen, dass sie ihre Finanzierungen zu den aktuellen Konditionen sichern (24 Prozent) oder auch die gerade laufenden Transaktionen beschleunigen (22 Prozent).
Bei der Frage der Auswirkung einer Inflation auf die Bewertungen von Unternehmen – unabhängig ob im Portfolio oder auf der Investment-Wunschliste – denkt die Hälfte der Befragten nicht, dass sich das Preisniveau weiter deutlich steigern wird. Die Preise für Unternehmensbeteiligungen seien ohnehin bereits auf ein einem sehr hohen Niveau. Lediglich ein Drittel rechnet mit steigenden Bewertungen.
„Stabile Preise sind ohne Frage ein besseres Umfeld als eines mit inflationärer Tendenz, aber Private Equity wird sich dem stellen müssen: Es geht immer darum, gute Unternehmen auszuwählen und ihnen zu Wachstum zu verhelfen“, so DBAG-Vorstandssprecher Torsten Grede; „je besser die Unternehmen, je zukunftsträchtiger Produkte und Dienstleistungen, desto besser die Entwicklung auch dann, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoller werden.“