„Level 20“ fördert Frauen in der Private-Equity-Branche
„Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten drei weitere Frauen für unser Investmentteam gewinnen können“, freut sich DBAG-Personalchefin Dorothee Klein. Damit ist die Anzahl der Frauen im DBAG-Investmentteam auf fünf in einem Team von insgesamt 32 Managern gestiegen, ein Anteil von rund 16 Prozent. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre tragen langsam Früchte. Mit einer direkten Ansprache auf Veranstaltungen in Universitäten und Hochschulen versucht die DBAG insbesondere bei jungen Frauen mit Vorurteilen gegenüber der Finanzbranche aufzuräumen. Dorothee Klein: „Unter den Top-Absolventen sind oft mehr Frauen als Männer. Aber viele Frauen entscheiden sich bisher eher für andere Branchen. Wir suchen stets die Besten für uns, da können wir keinesfalls auf diese Talente verzichten.“
Klein beobachtet, dass „Frauen oft andere Prioritäten haben als Männer – auch wenn sie ebenso kompetitiv sind. Sie wollen nicht in ein Haifischbecken springen, sondern schon vorher wissen, worauf sie sich einlassen.“ Im persönlichen Gespräch lernen Bewerberinnen darum die Vorzüge der DBAG als Arbeitgeber, wie beispielsweise die Kollegialität unter den Mitarbeitenden und die gute Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit kennen.
Von der Praktikantin zur Partnerin
In vielen Bereichen sind die Fortschritte inzwischen sichtbar: Im Praktikantenprogramm wurde die Frauenquote zuletzt gar verdoppelt. Besonderes Augenmerk gilt der Mitarbeiterentwicklung mit dem Ziel, talentierte Praktikantinnen als Mitarbeiterinnen zu gewinnen – und in den Folgejahren vielleicht bis zur Partnerschaft zu führen. Denn die DBAG will bis in die Entscheider-Ebene hinauf weiblicher werden. „Auch deshalb unterstützen wir die 2015 in Großbritannien gegründete Initiative Level 20, die sich um Frauen in der europäischen Private-Equity-Branche verdient macht.“ Die Non-Profit-Organisation strebt einen Frauenanteil von mindestens 20 Prozent in Senior-Positionen innerhalb der Branche an. Dafür organisiert Level 20 zahlreiche Netzwerktreffen und Coachings. Inzwischen zählt die Organisation mehr als 2.500 Mitglieder, mehr als 80 Private-Equity-Gesellschaften unterstützen Level 20 als Sponsor.
Nicht nur in der DBAG, auch in der gesamten Branche nimmt die Diversität zu. So stieg der Frauenanteil laut Level-20-Marktstudie unter Senior Investment Managern von sechs Prozent im Jahr 2018 auf zehn Prozent (Stand: März 2021). Mit dem Networking und Coaching von Level 20 stehen die Chancen gut, dass das 20-Prozent-Ziel in absehbarer Zeit erreicht wird. „Männer-Netzwerke in der Branche gibt es schon lange. Mit Level 20 haben auch Frauen die Strukturen, sich über eigene Erfahrungen auszutauschen, von Best Practice-Fällen zu lernen und einfach das Gefühl zu bekommen: „Das geht nicht nur mir so“, sagt Dorothee Klein, ein von zwei unter 19 Managing Directors, der ersten Führungsebene der DBAG unter dem Vorstand. Den Coaching-Ansatz lebt auch die DBAG – „wobei es nicht auf ein ‚Frauen coachen Frauen‘ beschränkt ist“, sagt Klein: Eine Kollegin wird beispielsweise von einem männlichen Senior-Partner gecoacht. So gebe es einen gegenseitigen Perspektivwechsel, der das Verständnis füreinander fördert.
Investoren erwarten Vielfalt
Es gibt viele Gründe für Private-Equity-Gesellschaften, diverser zu werden: Gerade junge Mitarbeiter legen Wert auf diverse Teams, auch Regulatoren sind zunehmend für das Thema Diversität sensibilisiert. Vor allem achten aber auch LPs auf Diversität in den Fondsgesellschaften. Es zeichnet sich ab, dass einige künftig nur noch in Unternehmen investieren werden, die gewissen Diversitätsansprüchen genügen. Ebenso erwarten die Gründer und Führungskräfte attraktiver Unternehmen, dass ihre Finanzinvestoren ihre Werte und Ansprüche an Nachhaltigkeit und Diversität leben. Im Klartext heißt dies: Private-Equity-Gesellschaften, die sich nicht um Diversität bemühen, werden das Nachsehen haben bei Talenten, Investoren und Beteiligungschancen zugleich.
Von einem höheren Frauenanteil in der europäischen Private-Equity-Branche profitieren darum alle Beteiligten. Denn – dies zeigen Studien – die Performance bei „diversen“ Unternehmen ist häufig besser. Allerdings, auch das zeigt die Wissenschaft, nur bei Unternehmen, die es mit dem Thema ernst meinen und bei denen Diversität nicht zulasten der Qualität bei der Mitarbeiterauswahl geht. „Ob Mann oder Frau, bei uns ist das Auswahlverfahren stets gleich. Und wer das nicht besteht, ist bei der DBAG nicht richtig“, erklärt Dorothee Klein. „Diversität ist uns sehr wichtig, aber niemals Ersatz für Qualifikation.“