Private Equity Insights ist eine der renommiertesten Konferenzen der Private-Equity-Branche. Experten diskutieren zu den wesentlichsten Themen, die Private Equity umtreibt und tauschen wertvolle Erfahrungen aus. Jannick Hunecke, Mitglied des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG, sowie Giovanni Revoltella, Managing Director der italienischen Tochtergesellschaft DBAG Italia s.r.l., waren vor Ort und adressierten zwei der drängendsten Themen der Branche: wie gelingen attraktive Veräußerungen in herausfordernden Marktlagen und was zeichnet einen starken Beirat aus?
Was zeichnet einen starken Beirat aus?
Grundsätzlich sollten Beiratsmitglieder im Einklang mit den individuellen Unternehmenszielen stehen. Insofern sollte das ideale Profil eines Beiratsmitglieds von reichhaltiger Erfahrung in dem jeweiligen Sektor geprägt sein und sich allen voran komplementär zu dem des Managements verhalten. Zudem bedarf es einer umfangreichen Erfahrung als Beirat; dazu gehören neben den erforderlichen Hard-Skills auch Soft-Skills wie beispielsweise ein geübter Umgang mit Führungskräften sowie das „politische Geschick“, um die Interessen der Gesellschafter zu vertreten. Darüber hinaus ist es wichtig, eine geeignete Persona zu identifizieren, die vom Management als nützlichen Sparringspartner erachtet wird.
Inwiefern profitieren Unternehmen von vielfältigen Beiräten?
Bei der Auswahl geeigneter Beiratskandidaten achtet die DBAG ungemein auf Vielfalt – die Erfahrung zeigt, dass Diversität ein starker Treiber erfolgreicher Unternehmen ist. Hierbei geht es allerdings weniger um die offensichtliche Vielfalt in Hinblick auf das Geschlecht oder die Herkunft, sondern insbesondere um Meinungsvielfalt. Schließlich lebt ein gesundes Unternehmen – und somit auch ein Beirat – von vielen verschiedenen Meinungen und einer gesunden Diskussionskultur. Im Zusammenhang mit Letzterem lautet das Ziel jedoch nicht, schwierige Gespräche zu forcieren, sondern vielmehr, Anstöße in die richtige Richtung zu geben und somit Fortschritt und Erfolg zu befeuern. Die Maßgabe hierbei lautet, für das Management eines Unternehmens nur marginal herausfordernd zu sein. Die Erfahrung zeigt: Je professionalisierter das Management ist, umso stärker wird dieser Ansatz willkommen geheißen.
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit Unternehmensveräußerungen?
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Technologie, die weit über alles hinaus geht, was wir bislang beobachten durften. In Bezug auf den konkreten Einsatz von KI-Tools im Tagesgeschäft der DBAG geht es aktuell vor allem darum, Prozesse effizienter zu gestalten, beispielsweise durch automatisierte Abläufe. Hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten bedarf es eines Bewusstseins dafür, dass dies erst der Anfang einer Reise ist, deren Verlauf noch nicht abschätzbar ist, insofern wird es hierbei sicherlich noch zu vielen Neuerungen kommen.
Nichtsdestotrotz, bei Private Equity handelt es sich um ein „People’s Business“. Bedenkt man, dass Finanzinvestoren mit Unternehmern verhandeln, deren Gründungsgeschichte auf dem Reißbrett begann und deren Firmenentwicklung als Lebensprojekt erachtet werden kann, wird es deutlich, dass hier nicht nur rationale, sondern auch emotionale Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Selbstredend gibt es entlang eines Verkaufsprozesses technische Elemente wie die Due Diligence und umfangreiche Verträge, so geht es im Kern dennoch um zwei oder mehrere Parteien, die sich einig werden möchten. Insofern ist KI heute noch kein Treiber für erfolgreiche Veräußerungen von Unternehmensanteilen, hat aber durchaus das Potenzial, sich zu einem relevanten Begleiter für diesen Prozess zu entwickeln.
Wie sieht der Ausblick für die nächsten zwölf Monate aus?
In den nächsten Monaten sind aussagekräftige Investitionsvorschläge zu erwarten. Diese Prognose fußt allen voran darauf, dass es einen Rückstau in Bezug auf M&A-Transaktionen aus dem Jahr 2023 gibt. Zudem hat sich die Situation an den Kapitalmärkten sichtlich erholt, dies zeichnet sich auch an den Börsen ab. Zudem sind die Inflationsdaten relativ stabil und es zeichnen sich keine weiteren Zinserhöhungen ab. Darüber hinaus verfügte die globale Private-Equity-Branche 2023 über Mittel für Investitionen, auch Dry Powder genannt, in Höhe von knapp 2,6 Billionen US-Dollar1. Insofern gibt es auf der einen Seite finanzielle Mittel, die potenziell investiert werden können, und gleichzeitig attraktive Unternehmen, die umfangreiche Transformationsprozesse - unter anderem in Zusammenhang mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit – durchlaufen. Diese sind nicht nur Ressourcenintensiv, sondern erfordern auch ein breitgefächertes Know-how. Beides Attribute, die ein Private-Equity-Investor bietet. Zudem birgt auch die Asset-Klasse des privaten Fremdkapitals (Private Debt) attraktive Chancen. Bedenkt man, dass eine Vielzahl der Unternehmen, die zur Niedrigzinsphase ihr Unternehmen finanziert haben, eine Anschlussfinanzierung benötigen. Hier kann Private Debt, das genauso wie Private Equity mit einem „smart money“-Ansatz trumpft, also Kapital, das mit Know-how und Netzwerk gehebelt wird, ein nützlicher Gefährte für Unternehmen sein.
Bildquelle: Private Equity Insights/Unmask Photography
1 S&P Global Market Intelligence