- Markt wächst seit Jahren mit zweistelliger Rate
- „Dominanz der Software-, IT- und Healthcare-Transaktionen vorübergehend“
- Hälfte der Transaktionen entfällt auf multinationale PE-Fonds
Frankfurt am Main, 26. Januar 2022. Das starke Wachstum der vergangenen Jahre setzt sich fort: 2021 haben Finanzinvestoren 62 Management-Buy-outs (MBOs) im deutschen Mittelstand strukturiert, soviel wie nie zuvor. Die durch die Pandemie verursachte Delle ist überwunden, der Rekordwert von 51 Transaktionen (2019; 2020: 34) wurde deutlich übertroffen. Das gilt auch für das Volumen, also die Summe der mit den Transaktionen bewegten Unternehmenswerte. Sie stieg auf 6,6 Milliarden Euro, 1,2 Milliarden Euro mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (2020: 4,0 Milliarden Euro). In den vergangenen fünf Jahren ist der Markt um durchschnittlich rund 13 Prozent jährlich gewachsen. Die Branchenstruktur der Mittelstands-MBOs hat sich weiter zugunsten der Sektoren Healthcare und Software/IT-Services verschoben, Beteiligungen mit Industriebezug spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. „IT-Services und Software sind gefragt, weil sie vom Trend zu Automatisierung und Digitalisierung profitieren, und sie sind – wie auch der Gesundheitssektor – weniger konjunkturanfällig“, kommentiert Torsten Grede, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), die Marktzahlen. „Außerdem macht ihr eher kleiner CO2-Footprint sie derzeit besonders begehrt“, so Grede weiter.
Mit 62 Transaktionen strukturierten Finanzinvestoren 2021 im deutschen Mittelstand 80 Prozent mehr MBOs als im Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre. In mehr als der Hälfte der Transaktionen (33 von 62) veräußerten Gründer oder Familien ihre Unternehmen. Oft war damit auch die Nachfolge durch ein neues Management in der Unternehmensleitung verbunden. Solche Transaktionen waren noch bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine Ausnahme. 13 MBOs waren Transaktionen zwischen Finanzinvestoren, womit der Anteil von Secondary Buy-outs auf ein Rekordtief fiel. Die übrigen Buy-outs gehen darauf zurück, dass Konzerne Randgeschäfte an einen Finanzinvestor veräußert haben.
„Die Zahlen zeigen, dass Private Equity endgültig im deutschen Mittelstand angekommen ist“, so DBAG-Vorstandssprecher Grede, „und spielt eine wichtige Rolle bei der Transformation der Volkswirtschaft. Veränderungsprozesse anzustoßen und zu begleiten, ist die Kernkompetenz von Private-Equity-Gesellschaften.“
Die DBAG trägt zu den beiden dominierenden Markttrends bei. Mit allen drei DBAG-MBOs des vergangenen Jahres wird die Nachfolge in Gründer- oder Familienunternehmen geregelt, zwei Unternehmen sind Software- oder IT-Service-Unternehmen. Die DBAG genießt seit jeher eine besondere Wertschätzung unter den Gesellschaftern von Familienunternehmern. In den vergangenen zehn Jahren lag der DBAG-Anteil der Transaktionen mit Familienunternehmen bei rund 60 Prozent – unter den 376 Mittelstands-Buy-outs 2012-2021 fielen nur 40 Prozent in diese Kategorie.
In der Auswertung werden ausschließlich Transaktionen berücksichtigt, in denen Finanzinvestoren Unternehmen in Deutschland mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erworben haben und die einen Transaktionswert für das schuldenfreie Unternehmen von 50 bis 250 Millionen Euro aufweisen. Grundlage sind öffentlich zugängliche Quellen sowie Schätzungen und Recherchen der DBAG in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin FINANCE.
Deutsche Beteiligungs AG mit höchstem Marktanteil über zehn Jahre
Die Wettbewerbsintensität ist unverändert hoch: Die 62 Transaktionen im deutschen Mittelstand verteilten sich 2021 auf mehr als 40 Finanzinvestoren. Gut die Hälfte davon sind deutsche Private-Equity-Gesellschaften. Sie strukturierten 32 der 62 MBOs. Der Anteil multinationaler, pan-europäischer Private-Equity-Fonds ist gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen (48 nach 56 Prozent). Eine Private-Equity-Gesellschaft ist mit fünf MBOs in der Liste vertreten, die DBAG – ebenso wie drei weitere Gesellschaften – mit drei Transaktionen. Über die vergangenen zehn Jahre erreicht die DBAG mit 25 von 376 MBOs den höchsten Marktanteil (sieben Prozent); in der Auswertung folgt ein Wettbewerber mit
19 Transaktionen in dem betrachteten Marktsegment, drei sind mit 16 MBOs verzeichnet. Neben der DBAG weist die Statistik für lediglich sechs PE-Häuser mehr als zehn Mittelstands-Buy-outs seit 2012 aus.
Asset-Light-Geschäftsmodelle dominieren den Markt
Nach der jüngsten Rotation entspricht die Branchenstruktur des Buy-out-Marktes gegenwärtig nicht der Struktur des deutschen Mittelstands: 2021 fand jede dritte Buy-out-Transaktion im Segment der Unternehmen zur Informations- und Kommunikationstechnologie statt. Auf Transaktionen im Gesundheitssektor entfielen weitere 21 Prozent der MBOs. „In dieser Ausprägung ist der Branchenmix sicherlich vorübergehend, denn Geschäftsmodelle mit Bezug zur Industrie sind angesichts der strukturellen Veränderung im Automobilbereich und der Lieferengpässe gegenwärtig eben schwer einzuschätzen“, sagte DBAG-Vorstandssprecher Grede. Und: „Grundsätzlich sehen wir für uns weiterhin gute Chancen für erfolgreiche Beteiligungen an technologieorientierten Industrieunternehmen, vor allem dann, wenn sie mit ihren Produkten die Prozesse in anderen Unternehmen schneller, einfacher und damit effektiver machen. Überhaupt wird Private Equity bei der Transformation des produzierenden Sektors im Zuge der Dekarbonisierung eine wichtige Rolle spielen.“
Die Liste der 62 Transaktionen finden Sie hier.