Fast ein Viertel der Befragten sehen eine sehr starke Belastung
Die Private-Equity-Branche kommt seit Monaten nicht zur Ruhe: Erst versetzte die steigende Inflation die Branche in Unruhe, dann rollte mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs die nächste Herausforderung auf die Finanzinvestoren zu. Und nun halten massive Probleme entlang der Lieferketten der Portfoliounternehmen die Private-Equity-Fonds in Atem. Das zeigt der neue FINANCE Midmarket-Private-Equity-Monitor.
Das Fachmagazin FINANCE lässt zusammen mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) die Investmentmanager von 50 mittelständischen Private-Equity-Häusern regelmäßig anonym nach ihrer aktuellen Markteinschätzung befragen. Die Leitfrage lautete diesmal, wie Lieferkettenschwierigkeiten die Private-Equity-Branche treffen. Das Kernergebnis der Umfrage ist eindeutig: Lieferkettenprobleme belasten die Mehrheit der Finanzinvestoren – beziehungsweise ihre Portfoliounternehmen.
Inflation und steigende Zinsen belasten zusätzlich
Rund 80 Prozent der befragten Private Equity Manager halten Lieferkettenprobleme im Moment für eine Belastung. Allerdings wird diese unterschiedlich wahrgenommen: 23 Prozent der befragten Investmentmanager gaben an, dass Lieferkettenprobleme derzeit eine sehr starke Belastung seien.
Ein Großteil der Befragten (38 Prozent) fühlt sich durch Lieferkettenprobleme ein wenig belastet, hat aber zugleich das Gefühl, dass die Inflation und steigende Zinsen aktuell die größeren Herausforderungen für das Private-Equity-Geschäft darstellten. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass das aktuelle Finanzierungsumfeld maßgeblich mitbestimmt, welche Deals zu welchen Konditionen ein Private-Equity-Fonds überhaupt eingehen kann und möchte – und wie lukrativ eine Transaktion letztlich ist (oder werden könnte).
Für die DBAG sind Lieferkettenprobleme herausfordernd, aber insgesamt beherrschbar: „Die Unterbrechung von Lieferketten hat negative Auswirkungen auf einen Teil unserer Portfoliounternehmen. Diese machen aber nur rund 16 Prozent des Portfoliowertes der DBAG zum Ende September 2022 aus“, so Torsten Grede, Vorstandssprecher der DBAG.
Weitere etwa 19 Prozent der Befragten sagten ebenfalls aus, dass Lieferkettenprobleme sie zurzeit lediglich ein wenig belasteten, wobei diese Gruppe keine Angaben zu Inflation und steigenden Zinsen machte. Ebenfalls 19 Prozent der Investment Professionals gaben an, durch Probleme entlang der Lieferkette zurzeit kaum bis gar nicht belastet zu sein. Dabei darf man die Zusammensetzung des Unternehmensportfolios nicht außer Acht lassen: Je mehr Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe der Finanzinvestor im Portfolio hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihn Lieferkettenschwierigkeiten treffen. Private-Equity-Investoren, die eher viele Dienstleister im Portfolio haben, sehen sich dagegen mit weniger Lieferkettenproblemen konfrontiert.
Steigende Rohstoffpreise sind die größte Herausforderung
Dabei äußern sich Lieferkettenprobleme bei den Finanzinvestoren und ihren Portfoliounternehmen durchaus unterschiedlich. Als größte Herausforderung empfinden die Private Equity Manager derzeit steigende Rohstoffpreise (69 Prozent, Mehrfachantworten waren möglich). Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) klagt über generelle Lieferschwierigkeiten wie Verzögerungen, knapp die Hälfte (42 Prozent) hat höhere Transportkosten bemerkt. Etwa zwölf Prozent stören sich an geringeren Transportkapazitäten.
Trotz Herausforderungen entlang der Lieferkette können die meisten Private-Equity-Portfoliounternehmen ihren Betrieb unverändert fortführen. Lediglich 23 Prozent der Investment Professionals berichteten, dass Portfoliounternehmen mit gänzlichen Unterbrechungen von Lieferketten – sowohl kurz- als auch langfristig – zu kämpfen hätten. Mit Ausfällen von Lieferanten müssen sich nur zwölf Prozent der Befragten beschäftigen. Acht Prozent machten keine Angabe.
Private Equity rekrutiert weiter – aber gedämpft
Ob beim Sourcen von neuen Transaktionen oder bei der Arbeit in den Portfoliounternehmen – wenig zu tun gibt es in der Private-Equity-Branche aktuell wahrlich nicht. Dennoch sorgen womöglich bald steigende Gehälter als Antwort auf die Inflation für eine Zurückhaltung bei der Einstellungspolitik der Finanzinvestoren.
Zwar hat keines der befragten Private-Equity-Häuser derzeit vor, die Zahl der Investmentmanager stark zu reduzieren. Doch immerhin acht Prozent der Befragten gaben an, die Investmentteams leicht reduzieren zu wollen. Knapp die Hälfte der Fonds (46 Prozent) will die Teamgröße konstant halten – das sind ungefähr so viele wie bei der vorherigen Umfrage im Juni 2022. Ein leichtes Wachstum bei der Teamstärke planen hingegen nur noch 38 Prozent der Private-Equity-Investoren – im Juni 2022 wollte noch fast die Hälfte der Häuser die Zahl der Investmentmanager leicht erhöhen (48 Prozent). Ein starkes Wachstum der Teams haben zurzeit acht Prozent der Finanzinvestoren vor Augen, nach rund sechs Prozent bei der vorherigen Umfrage.
Die DBAG zählt zu den Finanzinvestoren, die zuletzt personell aufgestockt haben. Innerhalb eines Jahres wuchs das Team von 77 auf 89 Mitglieder. „Den größten Zuwachs verzeichnete dabei das Investmentadvisoryteam, das nun 37 Investment Professionals zählt. Das sind fast ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr“, so DBAG-Chef Grede.