Spheros

Automobilzulieferer

Vom Komponenten-Hersteller zum Anbieter ganzer Systemlösungen.

Interview mit Tom Alzin, Mitglied des Vorstands der DBAG

Spheros produziert vor allem Komponenten für Omnibusse und ist damit im weitesten Sinne ein Automobilzulieferer – was hat Spheros für die DBAG so interessant gemacht?

Wir beteiligen uns seit jeher, auch aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, an Zulieferern für die Automobilbranche. Dabei achten wir bei unseren Beteiligungen auf verschiedene Faktoren. Wie bei allen Beteiligungen ist es uns wichtig, dass das Unternehmen von einem erfahrenen, unternehmerisch agierenden Management geführt wird.

Zum anderen ist entscheidend, dass das Unternehmen Wertsteigerungspotenzial erkennen lässt. Spheros war schon zum Zeitpunkt unseres Einstiegs 2011 Weltmarktführer in seiner Produktsparte. Zugleich hatte das Unternehmen nicht nur weiteres Wachstum in bestehenden Märkten im Visier, sondern auch eine Produktoffensive gestartet. Wir konnten also viele grüne Haken machen.

Worin genau hat die DBAG das Wachstumspotenzial bei Spheros gesehen?

Ausgangspunkt war für uns die Weltmarktführerschaft im Bereich der Klimaanlagen für Busse und Reisebusse. Dies müsste sich auf weitere Endmärkte und auch auf zusätzliche Produkte ausdehnen lassen, war unsere These.

Gestützt wurde das Wertsteigerungspotenzial zudem durch verschiedene Megatrends, zum Beispiel das globale Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung, aber auch die steigenden Umweltauflagen im Zuge des immer wichtiger werdenden Klimaschutzes.

Zudem ist es auch so, dass – anders als im klassischen Automobil-Bereich –Spheros‘ Endmärkte teilweise von öffentlichen Ausgaben getrieben sind und daher widerstandsfähiger in Abschwungphasen sind. Das stellte vergleichsweise stabile und planbare Erlöse in Aussicht. 

Entwicklung unter Beteiligung der DBAG

2012

700

Mitarbeiter

2016

1.045

Mitarbeiter

Anzahl der Mitarbeiter von 700 auf 1.045 erhöht.

Umsatz

>7

Prozent

Umsatz um mehr als sieben Prozent pro Jahr gesteigert. 

3

Kontinente

Aktiv an sechs Produktionsstandorten auf drei Kontinenten.

Wie sah der Investment Case für die Weiterentwicklung der Spheros aus?

In enger Absprache mit dem damaligen Management haben wir einen detaillierten Wachstumsplan ausgearbeitet, der Spheros bestehende Marktposition weiter stärken und gleichzeitig eine höhere Wertschöpfung generieren sollte.

Strategisch gesehen war es unser Ziel, Spheros von einem Komponentenhersteller zu einem Anbieter von Systemlösungen zu machen. Gleichzeitig wollten wir künftig eine breitere Kundenbasis ansprechen können. Im weiteren Verlauf war es das Ziel das After-Sales-Geschäft auszubauen. Darüber hinaus wollten wir die Internationalisierung weiter vorantreiben.

Alles in allem also eine Vielzahl von Werthebeln, oder?

Genau. Und deshalb hat das Management auch gleich nach Beteiligungsbeginn losgelegt, und zwar damit, eine neue Generation von Klimaanlagen auf den Markt zu bringen. Diese Anlagen waren nicht nur leistungsfähiger, sondern konnten auch mit einer höheren Marge verkauft werden. Zudem wurde das Klimageschäft für Spezial-, Nutz- und Geländefahrzeuge erschlossen. Hinzu kam die Produktion zusätzlicher Elektronikkomponenten.

Diese Produktverbreiterung sollte möglichst rasch erreicht werden: Deshalb wurde 2015 die ACC Climate Control, ein amerikanischer Hersteller mobiler Klima- und Heizungsanlagen, erworben. Das hat gleichzeitig auch die Präsenz in diesem für die Automobilbranche wichtigen Absatzmarkt gestärkt.

Darüber hinaus wurden die Prozesse an den chinesischen Standorten umstrukturiert. Der Wertentwicklung des Unternehmens dienlich war sicher auch, dass der Kundenstamm um namhafte Unternehmen ergänzt werden konnte.

Wie haben sich die angestoßenen Veränderungen in den Zahlen des Unternehmens niedergeschlagen?

Der Erfolg unserer gemeinsam erarbeiteten Strategie zeigte sich schon nach kurzer Zeit in den Kennzahlen: Der Umsatz stieg innerhalb von drei Jahren um mehr als 40 Prozent auf 240 Millionen Euro im Jahr 2015. Trotz der Wachstumsstrategie und der damit verbundenen Investitionen erhöhte sich auch die Profitabilität: Das EBITDA erhöhte sich von knapp 20 Millionen Euro im Jahr 2012 auf mehr als 35 Millionen Euro im Jahr 2015.

Was hat dann den Zeitpunkt der Veräußerung bestimmt? Worauf ging der Erfolg der Beteiligung zurück – immerhin haben Sie mehr als das Doppelte der investierten Mittel zurückerhalten?

Wir hatten uns schon bei Beteiligungsbeginn gefragt, ob nicht ein strategischer Investor ein geeigneter nächster Eigentümer sein könnte. Strategische Investoren sind von uns bevorzugte Käufer: Oft können sie eine strategische Prämie bieten, die sie aus Synergien zwischen ihrem bestehenden und dem neun Geschäft finanzieren können.

Und tatsächlich hat Spheros das Interesse gleich mehrerer strategischer Investoren geweckt. Ein führender Hersteller von Heizsystemen und Klimaanlagen für Busse auf allen globalen Märkten steht nicht oft zum Verkauf.

Der französische Automobilzulieferer Valeo bekam den Zuschlag. Im März 2016 konnte die Transaktion abgeschlossen werden. Heute firmiert die ehemalige Spheros unter dem Namen Valeo Thermal Commercial Vehicles und ist Teil der Valeo-Gruppe.

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